
Darum sind wir morgens immer so müde
Vielen fällt das Aufstehen frühmorgens schwer, besonders Jugendlichen. Dahinter steckt tatsächlich Biologie. Christoph Randler erklärt im Video, warum wir morgens so müde sind.
Alle Menschen haben eine innere Uhr. Wie die läuft und warum wir deshalb morgens nicht aus dem Bett kommen, ist nicht nur eine Frage, die sich Eltern und Kinder (und eigentlich alle Menschen) besonders montagmorgens oft stellen, sondern auch Wissenschaftler.
Professor Christoph Randler von der Universität Tübingen hat genau daran geforscht. Jetzt weiß er, dass ein Mittagstief völlig normal ist, die Schule viel zu früh beginnt und wann man am besten keine Diskussion mit seinem Partner führen sollte, wenn man die Beziehung retten will.
Gesprochen hat er darüber vor rund 110 Kindern bei einer Vorlesung der Kinderuni Oberschwaben in Schemmerhofen. Mit der Frage „Warum sind wir montags morgens eigentlich immer so müde?“ hat er eine Frage beantwortet, die sich die Kinder zwischen acht und zwölf Jahren vielleicht schon öfter gestellt haben.
Unsere innere Uhr tickt nicht richtig
Schon in den 1960er Jahren hätten Wissenschaftler mit einem Experiment bewiesen: Ja, der Mensch hat eine innere Uhr, „aber diese innere Uhr geht nicht korrekt“, wie Randler sagt. Bei ihr hat der Tag nämlich 25 Stunden, statt 24. Nur danach leben kann der Mensch aber nicht, denn es gibt sogenannte Zeitgeber, nach denen sich das Leben richtet, allen voran das Tageslicht.
Sinnvoll danach ausgerichtet ist das Leben der Menschen aber eigentlich nicht, hat Randler herausgefunden. Viele Jahre lang hat er mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und ihre Schlafgewohnheiten, Müdigkeit und Tagesabläufe studiert. Er und seine Kollegen haben gemessen, wann sich die Menschen am meisten bewegen, wann sie Wärme abgeben, wie ihre Hormone schwanken – denn auch die spielen bei Müdigkeit eine große Rolle. Was sie herausgefunden haben, lässt für Randler ein Fazit zu: „Es ist gut, dass die Kinderuni nicht morgens um sechs stattfindet.“
Gute Laune erst nach Schule und Arbeit
Denn zwischen vier und sechs Uhr nachts sei man einfach schlecht gelaunt. Nachmittags zwischen vier und sechs jedoch am besten. „Ihr werdet also erst gut gelaunt, wenn die Schule rum ist“, sagte er – was die Kinder wohl wenig überraschte. Außerdem sei es auch „biologisch vollkommen normal“ zwischen 13 und 15 Uhr müde zu sein. „Also ist es eigentlich blöd, da seine Hausaufgaben zu machen.“
Wie manche Menschen schneller rennen, andere besser rechnen, seien auch beim Schlaf allerdings nicht alle Menschen gleich. So gebe es Lerchen und Eulen: die einen werden früher müde, die anderen später. „Die Eulen sind genauso normale Menschen wie die Lerchen“, betonte Randler jedoch.
Und vor allem ändert sich das mit der Zeit im Leben auch: Während sehr kleine Kinder eher Lerchen sind, sind Teenager vor allem Eulen, besonders männliche. Für die wäre es eigentlich perfekt, um Mitternacht erst schlafen zu gehen, und um acht aufzustehen. „Aber was ist um 8 Uhr? Deutschaufsatz, Mathetest, Sportunterricht“, sagte Randler.
Eulen haben Nachteile im Leben
Die „schlimmsten“ Eulen gebe es gerade in dem Alter, in dem die jungen Erwachsenen ihr Abitur schreiben. Dabei würden Eulen nachweislich eine halbe Note schlechter abschneiden als Lerchen. „Es gibt einen genetischen Faktor, den kann man nicht ändern“, sagte Randler. Ein Schulbeginn erst um 9 Uhr wäre für alle gut.
Schon 2006 hätte er das zeigen können, doch am System Schule ändere sich nichts. Mittlerweile forscht Randler daher lieber an anderen Themen, wie Stressabbau. Bis es da Ergebnisse gibt, die er bei einer Kinderunivorlesung präsentieren könnte, wird es aber noch dauern.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 11.10.24 – Hier geht’s zum Zeitungsartikel mit Video…