Inklusion

An der MBS werden 52 Mädchen und Jungs inklusiv beschult, so viele wie in keiner anderen Schule im Kreis Biberach. Hierzu die wichtigsten Fragen und Schlussfolgerungen auf einen Blick:

Was ist inklusive Beschulung?

Inklusion bedeutet das Einbeziehen von Teilen in ein Ganzes. Bezieht man diese recht abstrakte Bedeutung auf unser menschliches Zusammenleben so bedeutet das, Einzelne in die Gemeinschaft aufzunehmen. Gemeinschaft lebt von der Vielfalt. Je mehr Vielfalt, umso mehr kann der Einzelne von der Gemeinschaft profitieren. Wenn uns dieser Tatbestand klar ist, bringt die Inklusion neue Perspektiven und Möglichkeiten. Der Einzelne lernt Wertschätzung gegenüber der Vielfältigkeit und ist damit Nutzer und Geber der Gemeinschaft.

Inklusion ist das Menschenrecht eines Jeden auf Teilhabe am Leben und aller damit verbundenen Bereiche. Es ist also nicht damit getan, Inklusion in der Schule beheimatet zu sehen. Das ganze soziale Gefüge der Gesellschaft ist mit einbezogen in den lnklusionsgedanken. Gleichzeitig ist auch nicht nur die Gruppe der behinderten und nichtbehinderten Menschen als Teilhaber an der Inklusion zu sehen. Inklusion bezieht sich auch auf andere scheinbar trennende Elemente wie Religion, Rasse, Herkunft, um nur einige zu nennen.

Inklusion lebt von der Bemühung und dem dadurch wachsenden Bewusstsein, offene und versteckte Diskriminierung zu erkennen und zu beseitigen. Die Vielfalt und Verschiedenheit muss zur positiven Lebenswelt einer Gesellschaft werden. Dann kann Inklusion schließlich so gelingen, dass sie sich selbst überflüssig macht. Inklusion in der Schule kann nach diesen Vorüberlegungen also nicht nur heißen, behinderte Schüler nach einem gesonderten Lehrplan neben Regelschülern her zu unterrichten. Die Aufgabe und das Ziel der Inklusion sind also viel weiter gesteckt als schulische Stoffvermittlung. Sie beziehen sich auf alle Bereiche einer mündigen Gesellschaft. Dieser Tatsache muss die Schule in ihrer ganzheitlichen Aufgabe gerechtwerden.

Wie inklusive Beschulung zustande kommt

Ob ein Schüler Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot hat, d.h. inklusiv beschult werden kann, hängt von einem positiven Bescheid des Schulamts ab. Im Vorfeld muss ein Antrag auf Klärung des sonderpädagogischen Förderbedarfs gestellt werden. Dieser beinhaltet die Erstellung eines Gutachtens durch einen Förderschul- bzw. Sonderschulpädagogen. Aus diesem Gutachten geht die Berechtigung auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot, die Art dieses Bildungsangebots und dessen zeitlicher Umfang hervor. Konkret heißt das: die Art von Behinderung, der entsprechende Bildungsplan, die wöchentliche Anzahl der Stunden, in denen ein Sonderpädagoge für den betreffenden Schüler zusätzlich da ist, und von welchem sonderpädagogischen Bildungszentrum der Kollege stammen wird, werden hier genannt. Zuvor muss aber der notwendige Antrag gestellt werden. Im Falle einer Einschulung wird der Kindergarten in Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Kooperationslehrer diesen Antrag stellen. Bei einer Umschulung wird die jeweilige zuvor besuchte Sonderschule den Antrag mit den Eltern bearbeiten. Stellt sich bei einem schon eingeschulten Regelschüler der Bedarf einer inklusiven Beschulung heraus, so wird der Antrag im Regelfall von den Eltern und dem Klassenlehrer gestellt. Der Stichtag zum neuen Schuljahr ist zur Zeit der 31. März des laufenden Kalenderjahres. Der weitere Verlauf wurde oben bereits beschreiben.

Bedingungen

Material

Verschiedene Materialien, mit denen die Schüler ihren Lernstoff enaktiv und ikonisch erfahren können, sind für inklusiv beschulte Schüler sehr wichtig. Die Materialien sind der zu erreichenden Kompetenz, die im Förderplan festgehalten ist, entsprechend auszusuchen. Vie le Materialien sind für die Grundschulklassen im Materialraum der Grundschule vorhanden. Jedoch wird dem besonderen Förderbedarf der lnklusivschüler entsprechend nicht immer passendendes Material vorhanden sein. Es ist auch nicht möglich, allen Förder- und Sonderschularten entsprechendes Material in einer Regelschule vorzuhalten. Dieses spezielle Material müssen daher die entsprechenden Förder- und Sonderschulkollegen aus den Sonderpädagogischen Zentren beisteuern.

Diese sind auf die entsprechenden Behinderungen hin viel besser ausgestattet als die Regelschulen. Die Kollegen der Förder- und Sonderschulen erstellen den Förderplan für das betreffende Kind und können daher auch das benötigte Material für den nächsten Lernschritt mitbringen. Dieses ist auch für den Unterricht wichtig, den der Klassenlehrer hält, wenn die Kollegen der Sonderschule nicht anwesend sind.

lnklusiv

Das Team aus den Sonder- und Regelpädagogen legt in gemeinsamer Absprache und mit Blick auf das Gutachten die inklusiv beschulten Fächer fest. Für diese Fächer wird auf de Grundlage des Gutachtens, des betreffenden Bildungsplans und den individuelle Voraussetzungen des betreffenden Schülers ein Förderplan erstellt und festgehalten.

An diesem Förderplan arbeiten das Lehrertandem und der Schüler in den Tandemzeiten sowohl auch in der Zeit, wenn der Regelschullehrer alleine ist. Freiarbeit, Rituale, Differenzierung und individualisierte Lernformen ermöglichen ein inklusives Arbeiten im Klassenverband.

Exklusiv

Trotz einer inklusiven Beschulung sollte man sich die Möglichkeit exklusiver Situationen schaffen. Für manche didaktisch und pädagogisch begründeten Momente ist die Exklusion durchaus sinnvoll, und so auch im Unterricht von Regelklassen zu beobachten. Daher sollte man exklusive Unterrichtssituationen sinnvoll nutzen und nach Absprache in den Förderplan miteinbeziehen. Eine räumliche Alternative für solche Situationen sollte im Planvorhanden sein.

Differenzierung

Bei zieldifferentem Unterricht ist Differenzierung noch mehr gefragt als in Klassen ohne Inklusion. ln Fächern, in denen die Schüler nach dem individuellen Förderplan arbeiten, ergibt sich die Differenzierung dadurch. ln den anderen Fächern ist eine Differenzierung unbedingt notwendig. Sie kann sowohl inhaltlich, zeitlich, qualitativ und quantitativ sein. Dies ist jeweils dem Unterrichtsinhalt, dem Schüler und der Situation anzupassen.

Hilfen und Partner

Eltern

Die Eltern müssen in den Förderplan, dessen Ziele und Schritte, mit einbezogen werden. Dies geschieht durch regelmäßige Förderplangespräche. Dabei werden neben den genannten Punkten auch passendes Material, Arbeitsblätter, Spiele, Vergehensweisen usw. für das Üben zu Hause besprochen. Auch die Ergebnisse und Überprüfungen des Förderplans und die jeweils neuen Förderpläne werden mit den Eitern besprochen. So können Eitern durch sinnvolle Arbeit mit ihren Kindern zu Hause zum Förderplan beitragen.

Schulsozialarbeit

Schulsozialarbeit hat ihre Rechtsgrundloge im § 13 SGB VIII: „Junge Menschen, die zum

Ausgleich sozialer Benachteiligung oder zu Überwindung individueller Beeinträchtigung in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern.“

Diese Rechtsgrundloge schafft eine eindeutige Verbindung und bekräftigt die Mitwirkung der Schulsozialarbeit am Thema Inklusion.

Die Schulsozialarbeit an der Mühlbachschule in Schemmerhofen kann im Wesentlichen in vier Bereiche eingeteilt werden:

l . Beratung/Einzelfallhilfe

2. sozialpädagogische Gruppenarbeit; Projekte und Arbeiten mit Klassen

3. Offene Angebote

4. innerschulische und außerschulische Vernetzung im Gemeinwesen

Im Bereich der Inklusion bilden vor ollem die Bereiche der Beratung/Einzelfallhilfe und die sozialpädagogische Gruppenarbeit/Projekte mit Klassen eine wesentlich Unterstützungsmöglichkeit. Aber auch der Bereich der Offenen Angebote kann im Sinn der Inklusion jeden Schüler/jeder Schülerin im Bereich seiner Stärken/Talente fördern. Die ausführliche Beschreibung der Tätigkeitsbereiche der Schulsozialarbeit ist im Punkt 3.4 beschrieben.

Pädagogische Assistentin

Die Pädagogischen Assistenten unterstützen die Lehrkräfte in lnklusionsklossen, indem sie helfen deren unterrichtliche Maßnahmen im Rahmen der Differenzierung umzusetzen. Dies kann in Form von Kleingruppen oder Einzelunterstützung im oder außerhalb des Klassenzimmers geschehen. Anhand des erstellten Förderplanes können entsprechende individuelle Hilfestellungen gegeben werden. Hierbei kann auch gezielt Fördermaterial eingesetzt werden. Wichtig ist ebenso die Unterstützung der lnklusionsschüler im gemeinsamen Unterricht. Eventuelle nicht zieldifferente Phasen können dadurch für die lnklusionsschüler sinnvoll gestaltet werden, so zum Beispiel Gruppenarbeiten.

Fachdienste

Die Kooperation mit Fachdiensten ist sehr wichtig. Alle Belange eines lnklusionsschülers, die der Regelschul- und Sonderpädagoge nicht lösen kann, sind für Fachdienste bestimmt.

Individuelle Förderung

Die Einschulung, Umschulung

Wie es zu einer inklusiven Beschulung kommt wird ausführlich im Teil „Wie es zur inklusiven Beschulung kommt“ beschrieben. Die Erziehungsberechtigten füllen zu Beginn der inklusiven Beschulung mit dem Lehrertandem aus Regel- und Sonderpädagogen das Datenblatt der Mühlbachschule aus. Auf diesem werden alle wichtigen Daten, Kontaktpersonen, beteiligte Dienste und Institutionen sowie der individuelle Entwicklungsstand des Schülers festgehalten. Bei Bedarf ist das Datenblatt zu ergänzen bzw. auf den aktuellen Stand zu bringen. Das Datenblatt ist sehr wichtig für den dauerhaften Besuch der Schule, da mit den Schuljahren auch die Lehrer wechseln werden. Es erleichtert die Übergabe zum nächsten Lehrertandem und bietet einen Beleg über den individuellen Werdegang des Schülers.

Förderplan

Der Förderplan ist vom Sonderpädagogen unter der Mitarbeit des Regelschullehrers zu erstellen. Die Hauptaufgabe liegt jedoch dabei beim Sonderpädagogen. Er hat Einblicke in den betreffenden Lehrplan und die Didaktik und Methodik.

Der Förderplan der Mühlbachschule ist in folgende Sparten aufgeteilt:

Förderziele und Fördermaßnahmen im Bereich —-

Hier wird das Fach genannt.

Zeitrahmen

Der geschätzte Zeitraum, um die Kompetenz zu erreichen. Lernziele/ Kompetenzen (Bezug zum Lehrplan) Die zu erreichende Kompetenz mit dem Bezug zum Bildungsplan. Möglicher notwendiger nächster Lernschritt Teilziele um die angestrebte Kompetenz zu erreichen.

Fördermaßnahmen, verantwortliche Lehrkraft! Person

Wer sieht sich mit welchen Aufgaben an diesem Förderplan verantwortlich.

Kompetenz erreicht am

Datum und evtl. auch Art des Leistungsnachweises.

Unterricht

Der Unterricht soll möglichst inklusiv verlaufen, jedoch sind exklusive Phasen auch legitim (siehe oben). Der inklusive Schüler bearbeitet in den betreffenden Fächern seinen Förderplan und benutzt dazu die vorbereiteten Materialien. ln nicht inklusiv unterrichteten Fächern kann er am Unterrichtsgeschehen teilnehmen soweit es möglich ist. Individualisierte Lernphasen kommen der Inklusion sehr entgegen, da jeder Schüler speziell an seinem Kompetenzraster arbeitet. So auch der lnklusionsschüler. Frontalunterrichtsphasen müssen mit Bedacht geplant werden, um dabei Inklusionsschüler nicht auszuschließen oder in eine Sonderolle zu drängen.

Leistungsmessung

Bei Schülern, die zieldifferent beschult werden finden §8 (Klassenarbeiten, schriftliche) und §9 (Zahl der Klassenarbeiten und schriftliche Wiederholungsarbeiten, gleichwertiger Leistung) der Notenbildungsverordnung keine Anwendung. Das heißt, Noten müssen nicht über Klassenarbeiten erhoben werden. Die Leistungsbeurteilung orientiert sich also im Rahmen der individuellen Entwicklungsbegleitung an den festgelegten Zielen des individuellen Förderplans. Ln welcher Weise diese Leistung und das Erreichen des Förderplans festgestellt wird, liegt im Ermessen des jeweiligen Lehrerteams. An der Mühlbachschule erhalten die inklusiv beschulten Schüler wenn möglich Noten entsprechend ihres jeweiligen Bildungsplanes.

Das Zeugnis besteht aus einem individuellen Lernstandsbericht, der sich auf die Bereiche Sozialverhalten, Arbeiten und Lernen bezieht. Bei der Halbjahresinformation bekommen unsere Schüler nur einen Bericht. Das Zeugnis am Ende des Schuljahrs kann Noten in den zieldifferent unterrichteten Fächern beinhalten Noten.