Neue Bildungspartnerschaft mit Gemeinschaftsschule bringt Betrieb und Jugendliche im Kreis Biberach zusammen

Im Landkreis Biberach hat die Karl Prestle Sanitär-Heizung-Flaschnerei GmbH & Co. KG kürzlich eine Bildungspartnerschaft mit der Mühlbachschule Schemmerhofen geschlossen. Interessierte Jugendliche können von nun an in die Arbeitswelt und das Handwerk hineinschnuppern. In der Berufsorientierungsphase erhalten die Schülerinnen und Schüler viele nützliche Informationen und Eindrücke aus dem Bereich Sanitär, Heizung und Klima. Auf diese Weise können sie sich selbst ausprobieren und sich ein realistisches Bild von den betrieblichen Abläufen und Anforderungen verschaffen. Die Partnerschaft nützt dabei beiden Seiten: Die Jugendlichen, ihre Eltern oder Lehrer können unkompliziert und direkt auf den Betrieb zugehen. Über Praktika oder Projektarbeiten können Schüler so kennenlernen, wie beispielsweise der Berufsalltag eines Heizungsbauers aussieht. Aber auch die Handwerksbetriebe profitieren. Sie lernen früh potenzielle Auszubildende kennen und können sie dabei unterstützen, ihre persönlichen Stärken auszubauen.

Vor der Unterzeichnung der Kooperation zwischen Schule und Betrieb hat Schulleiter Wolfgang Kirschner zunächst das Konzept der Gemeinschaftsschule erläutert – dort werden nämlich keine Noten vergeben, sondern Kompetenzen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten auf verschiedenen Niveaustufen und sind in Lerngruppen aufgeteilt. Von diesem Konzept profitieren auch Handwerksbetriebe, die auf der Suche nach Azubis sind, denn sie können dadurch direkt nach den Kompetenzen schauen, die im Betrieb gefragt sind. Da ist es zum Beispiel zweitrangig, wenn ein Schüler in Geometrie schwächelt, dafür aber gut im Prozentrechnen ist – und Letzteres für den Betrieb entscheidend ist. Eine herkömmliche Gesamtnote im Fach Mathe wäre hier nicht aussagekräftig genug. Durch den gegenseitigen Austausch im Zuge der Bildungspartnerschaft möchten die Verantwortlichen den Schulalltag abwechslungsreicher gestalten. Es sei auch wichtig, dass die Schüler nicht nur in der Theorie geschult werden, sondern auch aktiv mitanpacken und das praktische Handwerk im Betrieb erlernen.

Familienbetrieb mit mehr als 30 Azubis
Der 1878 gegründete Familienbetrieb Prestle hat sich in den Anfangsjahren zunächst als Flaschnerei und Sanitärbetrieb in der Region einen Namen gemacht, später dann im Heizungsbereich. Das Biberacher Unternehmen wird heute von Senior Ulrich Prestle und seinem Sohn Benjamin Prestle in fünfter Generation geführt. Geschäftsführer Benjamin Prestle ist es mit der eingegangenen Bildungspartnerschaft eine persönliches Anliegen, dass das Handwerk in der stark industriell geprägten Region nicht an Boden verliert. Denn es sei gerade in Zeiten des Nachwuchskräftebedarfs schwierig, mit der starken Konkurrenz aus der Industrie mitzuhalten – auch in finanzieller Hinsicht. So komme es durchaus mal vor, dass Jugendliche nach absolviertem Praktikum aus verschiedensten Gründen abspringen und sich anschließend zum Industriemechaniker ausbilden lassen. Auch bei den Fachkräften komme dies immer wieder vor, da auch die Industrie nach gut ausgebildeten Fachkräfte aus dem Handwerk suche. Erfreulich: Im September startet eine Schülerin der Mühlbachschule ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Firma Prestle. Das Unternehmen beschäftigt aktuell mehr als 100 Mitarbeitende. Ihr Fachpersonal bilden Prestle größtenteils selbst aus. Die aktuell mehr als 30 Auszubildenden lernen Anlagenmechaniker, Mechatroniker für Kältetechnik, Flaschner, Kauffrau für Büromanagement und technischer Systemplaner.

 

Bildunterschrift (v.l.n.r.): Schulleiter Wolfgang Kirschner, Sandra Rohmer (Lernbegleitung, BO), Thomas Hilsenbeck (Schulamt Biberach), Anne Rux (Lernbegleitung, BO) und Benjamin Prestle.

Bildquelle: Handwerkskammer Ulm